Die Milch machts… nicht!

Milch

Milch gilt als gesund! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) fordert in ihren Ernährungsrichtlinien täglich Milch und Milchprodukte in den eigenen Speiseplan einzubauen. Etwa in Form von 200 bis 250 g fettarmer Milch und Milchprodukten und zwei Scheiben (50 bis 60 g) fettarmem Käse [1].

Denn angeblich brauchen wir das hochwertige Eiweiß aus der Milch. Außerdem wäre da der Kalzuimbedarf. Den können wir ja gar nicht decken ohne Milch! Oder? Und natürlich macht Milch groß und stark.

Ja, das macht sie tatsächlich. Und da hat das ganze Problem auch seinen Ursprung. Aber fangen wir vorn vorne an.

Was ist Milch eigentlich?

MilchprodukteMilch wird in den Milchdrüsen von Säugetieren gebildet, die damit ihre Neugeborenen säugen. Sie besteht aus Wasser, Kohlenhydraten, Fett, Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Die Anteile dieser Inhaltsstoffe sind jedoch vorn Tierart zu Tierart verschieden. Die in der Milch vorkommenden Proteine bestehen zu 80 bis 87 % aus Kasein und zum Rest aus Molkeprotein. Dominierendes Kohlenhydrat ist Laktose. Daneben sind aber auch Galaktose, Glukose und Spuren anderer Kohlenhydrate enthalten. Der Fettgehalt von Kuhmilch liegt bei ca. 4,2 %.

Muttermilch für den Säugling

Milch dient als natürliche Nahrung für Säuglinge. Durch sie kann das Wachstum des Neugeborenen initialisiert und gefördert werden. Dies funktioniert über das in der Milch enthaltene IGF-1. Zusätzlich stimuliert Milch die Bildung von IGF-1 in der Leber des Menschen. IGF-1 ist ein starkes Wachstumshormon. Es aktiviert seinerseits das Enzym mTor. Dieses fördert erheblich das Zellwachstum und führt so zu der gewünschten Entwicklung des Neugeborenen. [2] Dieser natürliche und gewollte Mechanismus schlägt jedoch ins Gegenteil um, wenn wir nach dem Abstillen weiterhin Tiermilch zu uns nehmen.

Wachstumsfaktoren als kleinster gemeinsamer Nenner bei Alterung und Zivilisationskrankheiten

Die andauernde Wachstumsstimulation führt zu gesundheitlichen Problemen wie Krebs, Diabetes, Übergewicht und Akne. Das Enzym mTor und das Hormon IGF-1 gelten als Schlüsselregulatoren für das Altern und altersbedingte Krankheiten bzw. Zivilisationskrankheiten [11]. Dieses interessante Phänomen habe ich schon in meinem Artikel über Kohlenhydrate aufgegriffen. So stehen erhöhte IGF1-Werte in Verbindung zu Brust- und Prostatakrebs [3, 4, 5, 6]. Ein erheblicher Risikofaktor also für die häufigsten Krebsarten bei Frauen und Männern. Vor allem, wenn schon im Kindes- und Jugendalter Milch konsumiert wird [12].

Milchprotein fördert Krebswachstum

Joghurt

Aber auch andere Krebsarten stehen im Zusammenhang mit Milchkonsum. Kinder, die Milch zu sich nehmen, erkranken zum Beispiel später eher an Darmkrebs [14].  Problematisch sind auch die in der Milch enthaltenen Östrogene, die das Risiko für Brust-,  Prostata- und Eierstockkrebs negativ beeinflussen. Dies liegt daran, dass auch Östrogene in der Lage sind, das Zellwachstum zu beeinflussen.

Auch geografische Analysen zeigen den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Brust-, Prostata- und Eierstockkrebs und den daraus resultierenden Mortalitätsraten [13, 15].

Diese Studien könnte man endlos weiterführen. Abschließend zum Thema Krebs in Bezug auf Milchprodukte sei aber einfach auf die China Study verwiesen, die herausstellt, dass Kasein, das 80 – 87 % der Milchproteine ausmacht, stark krebserregend ist und alle Stadien des Krebswachstums fördert [16].

Aber wir brauchen doch Kalzium?!

Sonne und Vitamin DJa, Kalzium brauchen wir tatsächlich. Etwa 600 – 1000 Milligramm täglich als Erwachsener. Gemeinsam mit Phosphor ist es das bedeutendste Baumaterial für Knochen und Zähne. Kalzium schützt uns vor Osteoporose (Knochenschwund). Weiterhin ist Kalzium gelöst in Blut und Gewebe notwendig für die Blutgerinnung, die Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen, die Nachrichtenübermittlung innerhalb der Zellen und zur Stabilisierung der Zellwände. Wichtig hierbei ist auch, dass das Vorhandensein von Vitamin D Voraussetzung für die Aufnahme von Kalzium ist. Wichtigste Quelle hierfür ist das Sonnenlicht. In den hellen Sonnenmonaten reichen dafür in europäischen Breitengraden 15 – 30 Minuten Sonneneinstrahlung auf Gesicht, Händen und Unterarmen. Im Winter ist es häufig sinnvoll, Vitamin D zu supplementieren – unabhängig davon, welche Ernährungsform man präferiert. Hier gilt aber natürlich individuell abzuwägen.

Osteoporose: Milch ist das Problem, nicht die Lösung…

Jedoch muss man mit Sicherheit keine Milch trinken, um an Kalzium zu gelangen. Die Bioverfügbarkeit von Kalzium aus grünem Gemüse wie Brokkoli ist nämlich besser als die von Milch, d. h. der Körper kann das Kalzium hieraus besser

Brokkoli

aufnehmen und nutzen. Die Kalziumaufnahme über den Konsum von Milch beträgt ca. 30 %. Dem gegenüber stehen 40 -64 % bei grünem Blattgemüse [8]. So sind auch die Osteoporoseraten in den Ländern am höchsten, in denen am meisten Milch getrunken wird und am niedrigsten in Ländern, in denen wenig Milch getrunken wird [7].

Um Osteoporose zu verhindern ist regelmäßige Bewegung am wichtigsten. Diese kombiniert mit (grünem Blatt-) Gemüse, Obst und einer natriumarmen Ernährung ist die Lösung. Nicht die Milch.

Laktoseintoleranz ist noch das kleinste Problem

Laktoseintoleranz ist der häufigste Grund, warum Milchprodukte weggelassen werden. Dabei ist das Phänomen in Europa mit 20 % laktoseintoleranten Menschen nicht annähernd so stark vertreten wie im asiatischen oder afrikanischen Raum. Ursache für eine Laktoseintoleranz ist das Fehlen des Enzyms Laktase. Dadurch kann das Milchprotein Laktose nicht gespalten werden. Bakterien nehmen sich der unverdauten Laktose an und vergären sie. Das Resultat sind Blähungen, Durchfall und Übelkeit. Ein etwas unangenehmer Enzymmangel also, vor allem, wenn man die Ursache noch nicht eindeutig identifiziert hat. Hat man das Problem jedoch gefunden, kann man zu laktosefreien Produkten übergehen. Oder Produkte, die eigentlich Laktose enthalten würden, komplett meiden – und von den vielen anderen Gesundheitsvorteilen profitieren die hier aufgelistet sind 🙂

Wenn wir schon von Zivilisationskrankheiten sprechen: Diabetes

Die Studienlage zeigt, dass sowohl das Risiko für Typ-1 Diabetes als auch für Typ-2 Diabetes durch den Konsum von Milch erhöht wird. Typ-1 Diabetes beginnt meist schon im Kindes- oder Jugendalter. Hierbei kommt es zu einem absoluten Mangel an dem körpereigenen Hormon Insulin. Ursache ist meist eine Fehlreaktion des Immunsystems, wodurch Insulin-produzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse zugrunde gehen. Bei Typ-2-Diabetes liegt ein relativer Insulinmangel vor. Das heißt der Körper produziert zwar noch Insulin, allerdings reagieren die Körperzellen nicht mehr angemessen darauf. Nach einer Phase der Überproduktion sinkt dann auch die Insulinproduktion, da die Bauchspeicheldrüse diese Leistung nicht mehr erbringen kann. Früher wurde diese Form als Altersdiabetes bezeichnet, inzwischen sind aber auch immer mehr junge Menschen betroffen. Ein Faktor hierfür ist die Milch [20, 21]. Aber auch die Gefahr für Typ-1 Diabetes wird durch den Milchkonsum von Kuhmilch im Säuglings- und Kindessalter gefördert [22].

Gewichts- und Hauprobleme

HautpflegeDer Konsum von Milch fördert das Auftreten von Akne [9]. Dies steht vermutlich in Zusammenhang mit dem oben angesprochenen Enzym mTor, welches die Aktivität an den Talgdrüsen fördert [10]. Ursache sind aber auch grundsätzlich Hormone und bioaktive Moleküle die in der Kuhmilch vorhanden sind [17]. Außerdem scheint es eine dosisabhängige Beziehung zwischen Milchkonsum und Akne zu geben: Je mehr Milch konsumiert wird, desto ausgeprägter die Akne [18].

Nun wird sich der ein oder andere figurbewusste Leser vielleicht fragen, ob wir bei so viel Wachstumsfaktoren nicht auch Probleme mit dem Gewicht bekommen können. Und nein, Milch enttäuscht auch in dieser Hinsicht nicht. Eine hohe Konzentrationen von mTOR steigert die Bildung von Fettzellen. Und somit auch das Risiko für Übergewicht [19].

 

Warum gilt Milch als gesund?

Das Problem ist auch hier zu großen Teilen die Industrie. Eigentlich unabhängige Organisationen, die offizielle Ernährungsempfehlungen veröffentlichen, werden von dieser in großem Maße in Form von finanziell lohnenden Beraterverträgen bezahlt. Dies gilt z. B. für die oben genannte DGE, welche die tägliche Milchaufnahme propagiert. Diesen Organisationen kommt zugute, dass die Folgen einer Mangelernährung oft erst viele Jahre später sichtbar werden und so von vielen Verbrauchern nicht direkt der Zusammenhang hergestellt wird. Ein weiterer Trick ist es, sich einzelne Stoffe herauszusuchen und das positive Potenzial dieser als stellvertretend für das komplette Produkt hinzustellen. Bei der Milch wird dies z. B. mit Kalzium gemacht. Die Macht der Industrie ist auch im Mehrwertsteuersatz zu sehen. Dieser liegt bei nur 7 % für tierische Milch, aber bei 19 % für Pflanzenmilch. Von staatlichen Subventionen ganz zu schweigen.

Fazit und Alternativen

Kokosmilch

Betrachtet man unabhängige Studien und Metastudien kann man ganz klar erkennen, dass Milch und Milchprodukte gesundheitsschädlich sind. Ihr Verzehr geht einher mit Krebs, Osteoporose, Diabetes, Akne, Gewichtszunahme und vielen weiteren Problemen. Angesichts dieser Datenlage sollte jeder seinen Milchkonsum kritisch überdenken.

Zumal es vielfältige und leckere pflanzliche Alternativen gibt. Für die Milch kann man hier Reismilch, Mandelmilch, Sojamilch, Hafermilch und KoMandelmilchkosmilch nennen. Wobei diese eigentlich als Drink und nicht als Milch bezeichnet werden müssen, da der Begriff Milch nur für Milch tierischen Ursprungs zulässig ist. Auch für Joghurt gibt es Ersatz, z. B. in Form von Sojajoghurt. Und fettreichere Varianten werden auf Basis von Soja, Reis und Hafer ebenfalls angeboten. In diesem Sinne schlage ich vor, sich durch die Produktvielfalt zu probieren und neue und leckere Alternativen zu finden. 🙂

 

[1] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. : DGE Ernährungskreis (2017). https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/ernaehrungskreis/ (Abfragedatum: 24.04.2017)

[2] Melnik BC et al. Milk is not just food but most likely a genetic transfection system activating mTORC1 signaling for postnatal growth. Nutr J 2013, 12: 103

[3] Hankinson, S. et al. Circulating concentrations of insulin-like growth factor-1 and risk of breast cancer. Lancet, 1998, 351: 1393-1396.

[4] Chan, J. et al. Insulin-like growth factor-1 (IGF-1) and IGF binding proteien-3 as predidtors of advanced-stage prostate cancer. J. Natl. Cancer Inst., 2001, 94: 1099-1106.

[5] Chen W et al. Phenotypes and genotypes of insulin-like growth factor 1, IGF-binding protein-3 and cancer risk: evidence from 96 studies. Eur J Hum Genet 2009, 17:1668-1675

[6] The Endogeneous Hormones and Breast Cancer Collaborative Group. Insulin-like growth factor 1 (IGF1), IGF binding protein 3 (IGFBP3), and breast cancer risk: pooled individual data analysis of 17 prospective studies. Lancet Oncol 2010, 11: 530-542

[7] Rollinger, M. Milch besser nicht; JouVerlag 2010

[8] American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 70, Nr. 3, S. 543S-548S, September 1999

[9] Danby in Journal Of The American Academy Of Dermatology, 2005, 52, S. 360-362

[10] Melnik BC et al. Acne: risk indicator for increased body mass index and insulin resistance. Acta Derm Venereol 2013, 93:644-649

[11] Johnson SC et al. mTOR is a key modulator of ageing and age-related disease. Nature 2013, 493:338-345

[12] Torfadottir JE et al. Milk intake in early life and risk of advanced prostate cancer. Am J Epidemiol 2012, 175:144-153

[13] GLOBOCAN 2000, Lyon, International Agency for Reasearch on cancer – IARCPress, 2001: http://www.iarc.fr/

[14] Van der Pols JC, Bain C, Gunnell D, Smith GD, Frobisher C, Martin RM. Childhood dairy intake and adult cancer risk: 65-y follow-up of the Boyd Orr cohort. Am J Clin Nutr. 2007; 86(6):1722-1729.

[15] Hagen, T. und S. Waldeck (2014). Using Panel Econometric Methods to Estimate the Effect of Milk Consumption on the Mortality Rate of Prostate and Ovarian Cancer. Research Institute for Business and Law, Working Paper Series: Business and Law 3, Frankfurt a.M.

[16] „China Study“ von T. Colin Campbell, 2. Deutsche Auflage, Verlag Systemische Medizin, ISBN 978-3-86401-001-9

[17] Adebamowo, CA, D Spiegelman, CS Berkey, et al. Milk consumption and acne in adolescent girls. Dermotol Online J. 2006;12:1.

[18] Burris J et al. Relationships of self-reported dietary factors and perceived acne severity in a cohort of New York young adults. J Acad Nutr Diet 2014, 114:384-392

[19] Melnik BC. Excessive leucine-mTORC1-signalling of cow milk-based infant formula: the missing link to understand early childhood obesity. J Obes 2012, 2012:197653

[20] Nilsson et al. In American Jounal Of Clinical Nutrition, 2004, Nov., 80(5), S. 1246 – 1253;

[21] Hoppe et al. In European Journal Of Clinical Nutrition, 2005, Mar., 59(3), 393-398

[22] Virtanen et al. In Diabetologigia, 1994, Apr., 37(4),S. 381ff.

 

1 Kommentar

  1. Ott says: Antworten

    Wieder ein sehr interessanter Artikel – Danke für deinen tollen „Block“ 🙂

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