Ich gestehe es: Ich stehe total auf die Indiana Jones Reihe! Nicht zuletzt wegen Harrison Ford. 😀 Unvergessen die Szene im dritten Teil, in der sich der Becher eines Zimmermanns als die richtige Wahl entpuppt. Mit Hilfe des heiligen Grals kann Indiana so das Leben seines Vaters retten bzw. verlängern.
Solltest du mit diesem Film jetzt nichts anfangen können, umso besser. Du hast dann nämlich die Gelegenheit diesen großartigen Film zum ersten Mal zu sehen: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug.
Der Schlüssel für ewige Jugend. Würden wir ihn nicht alle gerne in der Hand halten?
Wenn wir davon reden, den Alterungsprozess herauszuzögern und unsere Lebenserwartung zu erhöhen, müssen wir zwei verschiedene Prozesse unterscheiden.
- Zum einen gibt es die durchschnittliche Lebenserwartung. Diese liegt bei einer heute 30-jährigen Frau bei 83,59 Jahren bei einem 30-jährigen Mann bei 78, 9 Jahren [1]. Sie wird vor allem durch den Lebensstil beeinflusst.
- Zum anderen existiert eine maximale Lebenserwartung. Diese liegt bei ungefähr 120 Jahren und determiniert, wie alt wir Menschen maximal werden können. Beeinflusst wird sie vor allem durch die Gene. Wobei man hier nicht der falschen Annahme unterliegen sollte, dass Gene nicht zu Lebzeiten verändert werden können. Dies ist nämlich nicht nur möglich, sondern sogar gängig (Stichwort: Epigenetik).
Von diesen zwei Prozessen haben wir vor allem den Ersten in der eigenen Hand. Durch gesunde Ernährung, moderaten Sport, Stressregulation, wenig Alkohol, keine Zigaretten und etliche weitere positiven Einflüsse können wir die Wahrscheinlichkeit drastisch erhöhen, ein Datenpunkt oberhalb der Durchschnittslinie für die Lebenserwartung zu werden. Aber bei 120 ist dann halt trotzdem maximal Schluss.
Stellt sich also die Frage, ob es nicht auch Mechanismen gibt, um die maximale Lebenserwartung zu steigern. Für fast alle Maßnahmen trifft dies nicht zu, jedoch gibt es tatsächlich eine vielversprechende Theorie. Ich spreche hier absichtlich von einer Theorie, weil es meines Wissens nach keine Langzeitstudien am Menschen gibt, die diese These wissenschaftlich fundiert untermauern.
Für Tiere gibt es hingegen durchaus Langzeitstudien, die die Wirkung der lebensverlängernden Methode zeigen. Nun lassen sich solche Studien freilich nicht einfach auf den Menschen übertragen. Aber in Kombination mit einer überzeugenden biologischen Erklärung und ersten Studien mit Menschen finde ich die Methode durchaus einen Artikel wert. Vor allem, wenn man die Tragweite des Themas bedenkt.
Aber wovon rede ich überhaupt?
Es gibt um Kalorienrestriktion bei optimaler Mikronährstoffversorgung.
Tatsächlich also um etwas das oft verschrien wird. Um die Reduzierung der gegessenen Kalorien unter den Gesamtumsatz. Wobei wir hier nicht von irgendeiner Diät reden. Wichtig ist nämlich, dass zwar die Kalorien liefernden Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett) reduziert werden, die Mikronähstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe) jedoch zu 100 % zugeführt werden.
Entdeckt wurde die Methode von Clive McCax, der die Kalorienrestriktion bei Ratten anwandte. Entgegen seiner Erwartung stieg die Lebenserwartung proportional zur Höhe der Restriktion. Ein überraschendes Ergebnis, da er eigentlich erwartet hatte, dass die Ratten mit weniger Futter eher sterben. Aber nicht nur das. Bei einer Reduzierung um mehr als 50 % stieg die Lebenserwartung der Ratten von 1000 auf 18000 Tage. [2] Überträgt man dies auf Menschenjahre wären wir damit bei beeindruckenden 150 Jahren. 30 Jahre mehr als unsere aktuelle maximale Lebenserwartung…
Auch eine Versuch mit Rhesusaffen, der über 20 Jahre ging, zeigt ähnliche hoffnungsvolle Ergebnisse. Hier war die Sterberate der Affen, deren Kalorien limitiert wurden, um ein Drittel geringer und es traten außerdem weniger Alterserscheinungen wie ein Abbau der Muskelmasse, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes auf. [3]
Wie sieht es aber nun beim Menschen aus? Eine 3-jährige Studie an 180 über 65-Jährigen zeigt, dass eine Kalorienrestriktion von 30 % die Sterberate und Krankenhausaufenthalte um die Hälfe reduziert hat [4]. Eine beeindruckende Zahl. Die vor allem zeigt, dass von der Methode auch noch profitiert werden kann, wenn man sie erst im höheren Alter anwendet. Wobei sowohl die Anzahl an Probanden, als auch der Zeitraum für aussagekräftige Ergebnisse natürlich noch erhöht werden müssen. Hingewiesen sei auch darauf, dass die Kalorienrestriktion mittels alternierendem Fasten erzielt wurde. Das heißt an einem Tag aß die Gruppe mit der Restriktion die normale Anzahl Kalorien und am nächsten Tag nur einmal eine sehr geringe Anzahl an Kalorien usw.
Kommen wir als Nächstes zum wissenschaftlichen Hintergrund. Wie kann es gesund sein, weniger Kalorien zu essen, als es der Gesamtumsatz vorgibt?
Die Lösung liegt darin, dass der Körper durch die leichte Hungersituation anfängt seine Wachstumsprozesse herunterzufahren [5].
Gleichzeitig steckt er mehr Energie in den Erhalt der bereits vorhandenen Zellen. Diesen Effekt haben wir schon in den Artikeln über Kohlenhydrate und Proteine gesehen: Zellwachstum führt auch immer zur Alterung und lässt den Körper schneller verschleißen. Hier kann die Kalorienrestriktion entgegen wirken.
Aber ist sie auch in der Lage beim Menschen tatsächlich die maximale Lebenserwartung zu steigern? Darüber gibt es zur Zeit keine aussagekräftigen Studien. Was auch an der Schwierigkeit der Durchführbarkeit liegt. Da gewährleistet werden muss, dass genügend Mikronährstoffe aufgenommen werden, ist es außerdem schwierig, Vergleiche mit Menschen anzustreben die bedingt durch äußere Einflüsse einer Nahrungsmittelknappheit unterlagen bzw. unterlegen. Und für Kinder, Schwangere und Menschen mit gewissen Erkrankungen ist diese Methode in jedem Fall nicht geeignet [6].
Welchen Schluss kannst du jetzt also daraus für dich ziehen, wenn du nicht anfangen möchtest, deine Kalorien drastisch zu reduzieren?
Du kannst ganz einfach ein paar „Evergreens“ der gesunden Ernährung anwenden.
Das heißt konkret Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte wählen. Also solche die viele Mikronährstoffe auf wenig Kalorien liefern. Namentlich sind das vor allem Gemüse und Obst. Außerdem viele Ballaststoffe essen, die dich lange satt machen. Wenig Fertigprodukte und leere Kalorien in Form von z. B. Zucker oder Weißmehl zu dir nehmen. Das Essen genießen und sich Zeit dafür nehmen. Nicht essen, bis man pappsatt ist, sondern ein paar Bissen vorher aufhören. Naturbelassen und pflanzenbasierte Nahrung wählen. Oder eine Methode des intermettierenden Fastens wählen. Zum Beispiel die 16:8 Methode, bei der du innerhalb eines 8-Stunden Fensters Nahrung zu dir nimmst und danach 16 Stunden keinerlei Kalrorien zuführst.
Was hälst du von der vorgestellten Kalorienrestriktion? Und welchen der Indiana Jones Filme guckst du eigentlich am liebsten? Lass es mich in den Kommentaren wissen und mach dir einen leckeren Tag 😎
[1] Statista. Statista GmbH (2017). https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1783/umfrage/durchschnittliche-weitere-lebenserwartung-nach-altersgruppen/. Stand: 16.06.2017
[2] Walford, R. Beyond the 120 year diet. 2000. Thunders’s Mouth Press, New York.
[3] Colman, R. J. et al. Caloric restriction delays desease onset and mortality in rhesus monkeys. Science, 2009. 325: 201-204.
[4] Vallejo, E. A. Hunger diet on alternate days in nutrition of the aged. Prensa. Med. Argent, 1957. 44: 119-120.
[5] Verburgh, K. Die Ernährungs-Sanduhr. 2015. Goldmann. S. 324
[6] Verburgh, K. Die Ernährungs-Sanduhr. 2015. Goldmann. S. 327